Pressemitteilung:

  • 15. August 2013

Achtung: Bildungspolitische Ideologen unterwegs!


Wir leben in Zeiten, in den Rankings „in“ sind. DSDS, die Supercharts der B-Film-Musik, alles gibt es. Wir teilen ein, schauen auf die „Hitparade“ und vor allem auf Platz 1. Jetzt hat ein FDP-Mann sich den Witz(el) erlaubt, die überaus wichtigen Lernstandserhebungen zum politisch ausschlachtbaren öffentlichen Ranking hinabzuziehen. Die 8en Klassen der Gymnasien liegen vorn – Wer hat eigentlich was anderes erwartet? – Die Gesamtschulen sind dahinter, was auch klar sein sollte. Nahe gelegt werden soll der Schluss, dass das Gymnasium als Schulform besser ist als die Gesamtschule.

Spätestens an dieser Stelle entlarvt sich Herr Witzel als bildungspolitischer und bildungstheoretischer Laiendarsteller. Die pädagogische Leistung der Gesamtschulen ist ungemein höher zu bewerten als die der Gymnasien, was nichts gegen deren Leistung sagen will. Beim letzten Abi-Durchgang hatten von den Schülerinnen und Schülern, die z.B. an der Willy-Brandt-Gesamtschule ihre Reifezeugnisse bekamen, seinerzeit bei der Einschulung zu rund 35% eine Hauptschulempfehlung! Wären die Eltern damals der Empfehlung gefolgt, hätten ihre Kinder kein Abi gemacht, denn die Übergangsquote Hauptschule zur Sekundarstufe II liegt bei unter 2%. Die integrierte Gesamtschule hat aus den vermeintlichen Hauptschülern Abiturienten geformt. Und die haben kein „Pudding-Abi“, sondern ihre Hochschulreife in einer Zentralprüfung unter Beweis gestellt. Wer jetzt sagt, die Guten hätten sich ohnehin durchgesetzt, irrt. Es gibt das Phänomen, dass sich Schüler leistungsmäßig an das von ihnen geforderte Niveau anpassen.

Wer diese Presseerklärung als ein entschiedenes Plädoyer für die Gesamtschule liest, liegt richtig. Ohne diese Schulform wäre die Abi-Quote pro Jahrgang rund ein Drittel niedriger in NRW. Unser Land hat wegen der Gesamtschulen die höchst Abi-Quote aller 16 Bundesländer. Von der Veröffentlichung der Lernstandsdaten können nur Bildungsideologen Honig saugen. Doch das hilft keinem Schüler weiter, der wegen seiner sozialen Herkunft im zarten Alter von 9-10 in die falsche Schublade gesteckt wird.

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