Pressemitteilung:

  • 18. Dezember 2012

Die offene Frage

Der Mülheim-Essener Flughafen ist seit Jahrzehnten für politische Kontroversen gut. Ein Lager behauptet, der Wirtschaftsstandort Mülheim sei nichts wert ohne den Landeplatz auf den Ruhrhöhen, die andere Seite stilisiert ihn zum Klimakiller. Fakt ist: In allen Umfragen, die in den letzten Jahrzehnten die Wichtigkeit kommunalpolitischer Themen abfragten, rangierte der Flughafen stets unter ferner liefen. Das hin und wieder unterstellte quasi „erotische“ Verhältnis der Mülheimerinnen und Mülheimer zu „ihrem“ Flugplatz ist eine Chimäre. Gerd Müller, 22 Jahre Vorsitzender der SPD und der „Mülheim-Mann“ schlechthin, hat es 1999 einmal auf den Punkt gebracht. Es gehe nicht um Fliegen oder nicht Fliegen, sondern um die Frage Geld oder kein Geld, sprich: Wie kann man auf oder aber mit dem FEM Geld verdienen, zumindest keines mehr verlieren. Auf diese im Grunde sehr einfache Frage hat seit 1999 keiner eine vernünftige Antwort geben können. Prof. Ganser riet – ebenfalls 1999 - öffentlich in der Stadthalle zur „Blümchenwiese“. Geschäftsfliegerei war und ist bis dato ein weiterer Vorschlag. Fragezeichen auch hier erlaubt. Der verstorbene WDL-Chef hatte den mit Abstand besten Plan: Er wollte den FEM exklusiv für sich als Wartungsort für seine kleineren Airbus-Maschinen. Keine Flugschulen mehr, sondern nur noch 1 – 2 Starts pro Woche. Das war durchaus gut. Was geschah? Man brüllte den alten Mann einfach nieder. Und vergaß dabei erstens sein Alter, zweitens seine persönliche Lebensleistung und drittens, dass seine Firma zu den fünf größten Gewerbesteuerzahlern der Stadt rechnet.

Die Kontroverse findet – wie hätte es anders sein können - sich auch im Leitbildpapier der Stadt. Da hat keiner getrickst, keiner über das erlaubte Maß hinaus Wertungspünktchen geklebt, wie einige Verschwörungstheoretiker mutmaßen. Die Flughafenfrage ist offen, so steht es im Papier.

Zu empfehlen ist, sich den Worten des weisen Gerd Müller zu erinnern. Die Stadt klagt darüber, keine Gewerbeflächen mehr ausweisen zu können. Nachbar Essen teilt das Schicksal. Beide teilen sich auch den Flughafen. Wie viel Hektar hat der? Jenseits von Blümchenwiese und Fliegen-um-des-Fliegens-willen könnte es noch eine weitere Perspektive geben, über die es sich lohnt nachzudenken. Das sollte jetzt beginnen – endlich.

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