Pressespiegel:

  • 26. Januar 2013

VHS von Morgen

Als im August 1979 die Heinrich-Thöne-VHS eingeweiht wurde, war dem ein harter politischer Kampf vorgegangen. „So ein Haus braucht kein Mensch“, war eine Meinung. Sie drückte sich im Nein der CDU aus. Nobert F.W. Greger, seinerzeit Direktor der VHS, hatte die SPD überzeugt: Erwachsenenbildung würde erstens immer wichtiger werden, zweitens müsse das Haus, das Ambiente erwachsenenpädagogisch sein. Eben dies wurde an der Bergstraße in Beton gegossen, das zweite Haus der Erwachsenenbildung in ganz NRW. Heute haben alle VHS in NRW mit einer Ausnahme eigene Räume. Basis dafür: Ein beispielhaftes Weiterbildungsgesetz in NRW.

Kann man das heute in Frage stellen? Erstens: Die VHS braucht ein eigenes Haus. Wer meint, man könne in Schulen ausweichen, vergisst, dass das Programm der VHS von 8 Uhr morgens bis 22 Uhr abends reicht. Und: Wenn immer mehr Ganztag an Schulen ist, was gewünscht wird, schrumpft das Zeitfenster auf die Zeit von 17 bis 22 Uhr. So war das schon mal und zwar in den 60er-Jahren.

Zweitens hat Norbert F.W. Greger völlig Recht: Die VHS ist ein Forum, das in die Stadtmitte gehört. Die Bergstraße ist am Rande derselben. In der City steht in bester Lage ein Gebäude mit weit über 3000 Quadratmetern leer, 100 Meter vom Medienhaus entfernt, 150 vom Museum. Als „Platz der Kultur“ hat OB Dagmar Mühlenfeld bei der Grundsteinlegung zum Medienhaus den Platz der Synagoge sehr treffend apostrophiert. Käme die VHS dazu, wäre das Bild komplett. Zudem erführe die Frequenz auf der Schlossstraße eine deutliche Steigerung. Die Kosten: Von 6 Mio. € Sanierungsstau ist beim VHS-Gebäude die Rede, plus 800.000 für Brandschutz. Die in Rede stehende Immobilie in der City sollte für deutlich weniger zum neuen Haus der Weiterbildung ertüchtigt werden können.

Die VHS Duisburg, Oberhausen, Mülheim und Essen, Akronym DOME, sind seit 2002in einem interkommunalen Verbund. Der Verbund wird als beispielhaft im Bildungsbericht Ruhr vorgestellt, der am 20. Januar 2012 in Mülheim vorgestellt wurde. Stadtübergreifende Zusammenarbeit existiert also schon. Die Sozialforschungsstelle Dortmund, Teil der TU, erarbeitet aktuell ein Gutachten, das die Chancen der stadtübergreifenden Kooperation untersucht. In diesem Jahr wird das Ergebnis vorliegen. Dieses Gutachten sollte abgewartet werden, bevor Verbünde extemporiert werden, die später nicht funktionieren. Die einzige Verbands-VHS zwischen großen Städten, die Bergische VHS von Wuppertal und Solingen, erweist sich, bei Blick hinter die Kulissen, nicht als allein ermutigendes Pilotprojekt.

Tweet