Meldung:

  • 21. August 2013

Arztbesuch


Es gab auch einen Tätigkeitsnachweis.

Punkt 8 Uhr geht´s los. Ein paar Patienten sitzen schon im Wartezimmer. „Wir machen keine Termine“, sagt Frau Dr. B., die in Mülheim Heißen eine klassische Hausarztpraxis führt. Von den Arzthelferinnen erfahre ich, dass Patienten im Schnitt nicht mehr als 20 Minuten warten müssen. Das habe ich schon ganz anders bei Praxen erlebt, die streng nach Terminkalender vorgehen.

Frau Dr. B. nimmt sich Zeit, für mich und natürlich vor allem für ihre Patienten. „Bei mir gibt es keine Vorzugstermine. Ob privat oder gesetzlich versichert, ist einerlei. Es geht allein nach der medizinischen Notwendigkeit.“ Das hört sich gut an. Meine Frage, ob es Kritik an der Politik gibt. Ja, die gibt es. Frau Dr. B. kritisiert die Kassenärztliche Vereinigung. 17 davon gibt es in Deutschland, 2 davon in NRW. Die KVen sind rechtlich Körperschaften des öffentlichen Rechts und die Instanz, die für alle niedergelassenen Ärzte mit den Kassen über Leistungskataloge verhandelt. Und worin besteht die Kritik? Es sei nicht durchsichtig, was da entschieden werde und nicht bundesweit einheitlich. In Bayern erhalte ein Arzt 42 € pro Patient pro Quartal in NRW, speziell Nordrhein, sei das fast 10 € weniger. Eine leistungsbezogene rationale Erklärung gebe es dafür nicht.

Bei Patientengesprächen bin ich natürlich nicht dabei. Woher kommen die? Wir haben Patienten aus allen Stadtteilen Mülheims, aber auch aus Essen und Oberhausen, erklären mir die beiden sympathischen Arzthelferinnen, die beide schon lange Jahre in der Praxis arbeiten.

Zwischendurch diskutiere ich mit der Vertreterin des Hartmannbundes über Gesundheitspolitik, schlage vor, doch einmal darüber nachzudenken, ob es nicht vernünftig sein könnte, dass alle Ärzte gut bezahlt staatliche Angestellte sind. Das lehne man ab, ist die Antwort. Frau Dr. B., Mitglied beim Hartmannbund, sieht das anders. Sie könne sich diese Variante gut vorstellen. Dann habe diese gesamte Abrechnerei, sie weist auf ein paar Papierstapel auf ihrem Schreibtisch, zumindest zum Teil ein Ende. Auch mit der Bürgerversicherung könne sie sich anfreunden. Ich beginne zu überlegen, meinen Arzt zu wechseln.


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